Pflegekurse 2.0

Erfahrungen aus dem „Leben mit Demenz“ Online-Krisen-Pflegekurs Corona

(Jeanette Fuhrmann und Bodo Beuchel) Bildquelle: eigene Aufnahme

(Bildquelle: eigene Aufnahme)

Es ist Montagnachmittag kurz vor 14:00 Uhr. Langsam füllt sich der Schulungsraum. In Zeiten von Corona heißt das: Ein Teilnehmender nach dem anderen poppt in Bild und Ton auf dem jeweiligen Desktop der anderen auf. Weil die Schulungen zu „Leben mit Demenz“ aufgrund der Corona-Pandemie lange nicht in gewohnter Form stattfinden konnten, bietet Alzheimer NRW seit Ende Juni einen speziell auf die Corona-Krise zugeschnittenen Pflegekurs online an – kostenlos und virenfrei. Jeden Montag treffen sich bis zu acht Interessierte mit Jeanette Fuhrmann vom Team „Leben mit Demenz“ bei Alzheimer-NRW und Referent Bodo Beuchel im „virtuellen Klassenzimmer“.

„Für viele ist das zunächst ungewohnt“, berichtet Jeanette Fuhrmann. Bevor es losgeht, werden daher zunächst technische Funktionen und Fragen geklärt, damit sich alle hören, sehen und mitreden können. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde führt Referent Bodo Beuchel dann anhand einer Bildschirmpräsentation ins Thema ein.

Die Pflege demenzkranker Angehöriger in Corona-Zeiten stellt Familien vor besondere Herausforderungen. Inhaltlich geht es im Kurs daher vor allem darum, die Pflege und Betreuung von Angehörigen auch in Pandemie-Zeiten zu sichern und die Isolation zuhause zu bewältigen. Ganz wichtig, so Jeanette Fuhrmann, sei zudem der Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden untereinander. Die wochenlangen Beschränkungen und der Wegfall von Betreuungs- und Beratungsangeboten und sozialen Kontakten haben viele Familien belastet und verunsichert. Da gibt es viel Redebedarf und Fragen.

Wie reagieren zum Beispiel Angehörige richtig, wenn Menschen mit Demenz keine Masken tragen wollen? Was kann im Vorfeld für Notfallsituationen vorbereitet werden? Besonders bei Familien, in denen das Thema Demenz während der Corona-Krise neu aufgetreten ist, stehen vor vielen Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz. Angehörige, die schon länger Menschen an Demenz Erkrankte zuhause pflegen, haben während der Pandemie nur eingeschränkte Unterstützung erfahren. Die Belastung ist hoch. Auf sich selbst zu achten – die Selbstsorge – ist daher in dieser besonderen Zeit noch wichtiger geworden.

Willkommen im virtuellen Klassenzimmer

Ein PC oder Laptop mit Internetanschluss oder selbst ein Smartphone oder Tablet genügen als technische Ausstattung, um am Online-Kurs teilzunehmen. Kopfhörer sind kein Muss, helfen aber bei der Verständigung, weil sie Nebengeräusche ausblenden. Interessierte müssen sich vorab per E-Mail (lebenmitdemenz@alzheimer-nrw.de) anmelden. Im Anschluss daran erhalten sie eine Bestätigungsmail mit den Zugangsdaten zum „virtuellen Klassenzimmer“ auf einer Video-Plattform. Für Rückfragen und technische Unterstützung steht das Team telefonisch zur Verfügung. Statt wie sonst auf der Leinwand präsentiert Referent Bodo Beuchel seine Informationen auf dem Bildschirm. Wie in der echten Schulungssituation gilt es, währenddessen im Blick zu halten, wer von den Teilnehmenden Fragen hat oder zur Diskussion beitragen möchte. Genau wie im analogen Unterricht sollten zudem möglichst nicht mehrere Personen gleichzeitig sprechen, erläutert Jeanette Fuhrmann.

Das Online-Angebot kommt insgesamt gut an, gerade bei jüngeren Angehörigen, denen der Umgang mit digitalen Medien leichtfällt. Ältere hingegen tun sich teils schwerer mit der Technik oder verfügen nicht über die nötigen Geräte. Das Team von „Leben mit Demenz“ freut sich daher, dass jetzt wieder die ersten Kurse mit persönlicher Anwesenheit starten können. Dafür feilen alle Beteiligten eifrig an den entsprechenden Hygienekonzepten, damit die Veranstaltungen sicher und corona-konform ablaufen. In Präsenzform umfasst der Kurs acht Module à 90 Minuten zu verschiedenen Aspekten des Lebens mit Demenz – von Informationen zum Krankheitsbild und Verstehen von Demenzbetroffenen über Bewältigungsstrategien für Pflegende und Unterstützungsangebote bis hin zu Entlastungsmöglichkeiten und Selbstfürsorge.

„Eine solch intensive und umfassende Schulung, die vom persönlichen Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden lebt, kann ein Online-Angebot nicht ersetzen“, resümiert Jeanette Fuhrmann. Dennoch findet die studierte Gerontologin die Erfahrung mit den Online-Kursen wichtig für ihre Arbeit. „Falls es noch mal zum Lockdown kommt, sind wir gut gewappnet und können schnell wieder auf Online umstellen.“ Digitale Schulungsformen könnten Präsenzkurse und den persönlichen Austausch keineswegs ersetzen, aber das Schulungsangebot bei Bedarf ergänzen.

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