In NRW sind die Heimkosten am höchsten
„Warum?“ fragt der Landesverband Alzheimer NRW
Pflegebedürftige in NRW müssen für die Unterbringung im Heim immer tiefer in die Tasche greifen. Während die Eigenanteile im Bundesdurchschnitt bei knapp 2.000 Euro im Monat liegen, müssen Bewohnerinnen und Bewohner stationärer Pflegeeinrichtungen in NRW laut Statistik des Verbands der Ersatzkassen im Schnitt 2.400 Euro hinzuzahlen. „Für uns liegt kein erkennbarer Grund vor, warum Pflegebedürftige in NRW deutlich stärker belastet werden als in anderen Bundesländern“, erklärt Regina Schmidt-Zadel, Vorsitzende des Landesverbands Alzheimer NRW. „Dafür erwarten wir eine Erklärung von der Landesregierung und den Pflegekassen“, so Schmidt-Zadel.
Laut Verband der Ersatzkassen beträgt der Eigenanteil in NRW derzeit durchschnittlich 2.405 Euro im Monat. Das entspricht einem Anstieg um 68 Euro binnen eines Jahres. Damit hat NRW die teuersten Heimplätze in ganz Deutschland. Bundesweit liegt der monatliche Eigenanteil bei 2.015 Euro im Monat, also rund 400 Euro niedriger als in NRW. Die Pflegeversicherung zahlt lediglich je nach Pflegegrad einen Festbetrag für die rein pflegerischen Versorgungsleistungen. Die Differenz zwischen den tatsächlichen Pflegekosten und den Leistungen der Pflegeversicherung müssen die Betroffenen selbst decken. Allein für die reine Pflege stieg der Eigenanteil in NRW auf 818 Euro im Monat, gut 100 Euro mehr als Anfang 2019. „Das ist weder nachvollziehbar noch zumutbar“, sagt Schmidt-Zadel.
Immer mehr Pflegebedürftige sind auf Sozialhilfe angewiesen
Zu den reinen Pflegekosten kommen noch Kosten für Unterbringung und Verpflegung sowie Investitionskosten. Diese müssen Pflegebedürftige aus ihrer Rente oder ihrem Vermögen bestreiten. Schon jetzt sind immer mehr Menschen nicht mehr in der Lage, die Zuzahlungen selbst aufzubringen und auf Sozialhilfe angewiesen, so Alzheimer NRW. Das wiederum belastet die Kommunen. „Die Eigenanteile müssen gesenkt und gedeckelt werden, um gerade einkommensschwache Menschen in Heimen zu entlasten“, fordert Schmidt-Zadel. Zur Finanzierung könnten unter anderem Steuermittel eingesetzt werden. Lohnsteigerungen für Pflegekräfte etwa, die berechtigt und notwendig seien, dürften nicht zu Lasten der Pflegebedürftigen gehen. „Was es braucht, ist eine Pflegeversicherung, die ihren Namen verdient und alle pflegebedingten Kosten abdeckt“, so die langjährige Gesundheitspolitikerin.
Knackpunkt Investitionskosten
Ein Knackpunkt sind nach Ansicht von Alzheimer NRW zudem die Investitionskosten. Dazu gehören Ausgaben für Aus- oder Umbau und Instandhaltung sowie für Anschaffungen und technische Ausstattung. Laut Sozialgesetzgebung müssen sich die Bundesländer an den Investitionskosten beteiligen und so für eine angemessene Infrastruktur in den Pflegeeinrichtungen sorgen. Doch die Landesmittel fließen nur spärlich. Vielmehr wird ein Großteil der Investitionskosten auf die Heimbewohner umgelegt. „Es kann doch nicht sein, dass Pflegebedürftige mit ihrer Rente dazu beitragen müssen, Bäder umzubauen oder den Aufzug instand zu halten“, so Schmidt-Zadel.
Die von Gesundheitsminister Spahn für den Herbst angekündigte Pflegereform sei daher schon lange überfällig. „Alle älteren und pflegebedürftigen Menschen haben ein Recht auf gute und bezahlbare Pflege, egal in welchem Bundesland sie leben“, erklärt die Vorsitzende von Alzheimer NRW.