Welt-Alzheimertag 2018
„Das kann man ohne eigene Demenz nicht wirklich wissen, wie man dann empfindet. Aber hoffen darf man, im Falle des Falles, nicht in die Norm-Schublade Demenz gesteckt zu werden, sondern Unikat bleiben zu dürfen, dann eben Unikat mit Demenz“, schreibt Franz Müntefering auf unsere Frage: Wie würden Sie im Falle einer demenziellen Erkrankung leben wollen?
Der ehemalige NRW-Landes- und Bundesminister (SPD), der heute Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) ist, mahnt an:
„Politik und Gesellschaft sind gefordert. Politik sollte im Sinne 7. Altenbericht per Gesetz den Kommunen den Auftrag und die finanzielle Ausstattung geben, Anregungen/Strukturen/konkrete Hilfen für einen angemessenen Umgang mit Menschen und ihren Angehörigen und PflegerInnen aufzubauen. „Lokale Allianzen“ zeigen den Weg. Demenz gehört dazu und nicht aussortiert. Und intensive Grundlagen- und Behandlungsforschung bleiben nötig. Abfinden dürfen wir uns damit nicht.“
Zum Welt-Alzheimertag hat der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V. Akteurinnen und Akteure aus dem Gesundheitsbereich um eine persönliche Zukunftsvision und eine Stellungnahme zu dem, was politisch getan werden sollte, gebeten. Denn „Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet.“ So hat der amerikanische Informatiker Alan Kay einmal seine Überzeugung ausgedrückt, dass es sich lohnt, unser Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Gerade, was die Demenz in unserer Gesellschaft betrifft, ist dies auch bitter nötig. Schon in den 12 Jahren bis 2030 wird sich die Zahl der Menschen mit Demenz von derzeit 1,5 Millionen auf 3 Millionen verdoppelt haben. Wenn es uns an Ideen, Willen oder Kraft mangelt, werden wir die Weichen kaum so stellen können, dass allen ein gutes Leben mit Demenz möglich ist.
Und so denken die von uns Angeschriebenen über
Ein gutes Leben mit Demenz - und seine Voraussetzungen:
Regina Schmidt-Zadel, Vorstandsvorsitzende von Alzheimer NRW, freut sich über die gute Resonanz auf die Bitte um Zukunftsvisionen zum Thema „Gut leben mit Demenz“:
„Das Motto des diesjährigen Welt-Alzheimertages lautet ja »Demenz – dabei und mittendrin«. Was das bedeuten kann, haben Menschen, die in diesem Feld aktiv und Verantwortungsträger sind, mitunter berührend persönlich beschrieben.
Wichtig ist mir aber auch das deutlich werdende Bewusstsein, dass ein gutes Leben mit Demenz weitere finanzielle Anstrengungen erforderlich macht. Die Pflegeversicherung in eine wirkliche Absicherung des Pflegerisikos umzuwandeln, halte ich für eine sehr unterstützenswerte Überlegung. Bis das aber gewährleistet ist, sollte der Bund Steuermittel in die Hand nehmen, um die größte Not der Familien mit demenzkranken Angehörigen zu lindern.
Denn es geht nicht an, dass die pflegenden Angehörigen- der „größte Pflegedienst der Nation“, sich bei dieser wichtigen und verantwortungsvollen Aufgabe gesundheitlich und finanziell ruinieren.
Erforderlich sind gesetzliche Regelungen, damit pflegende Angehörige nach dem Modell Elternzeit besser ausgestattet werden.
Zu einem würdevollen Leben für Menschen mit Demenz gehört es, bessere Bedingungen zur Versorgung der Betroffenen und Ihrer Angehörigen zu schaffen!“